Schicksalswagen des Geschehens gedeutet werden kann, selbst zu lenken, statt der Göttin Viktoria ausgeliefert zu sein und Senge zu bekommen (wie in der Hexenküche?). So verteilt der Knabe (nach 5584, Regie) „immerfort umherschnippend“ durch Fingerschnippen (also kinderleicht) Senge, Schläge, in Form von „Flämmchen“ (5588) in der Menge selbst auf die Häupter (Analogie zu Hexe und Flammen in der Hexenküche). A. Freud: „…mit der Darstellung des Angreifers, der Übernahme seiner Attribute oder seiner Aggression verwandelt das Kind sich gleichzeitig aus dem Bedrohten in den Bedroher“ (A. Freud, 1987, S. 296), [17] . Wir können also hier in diesem Geschehen um den Zoilo-Thersites, den Lumpenhund, der als kleiner Goethe interpretierbar ist, eine psychische Ergänzung zu den Vorgängen in der Hexenkühe sehen. In der Phantasie verprügelt der kleine Goethe also die Umstehenden (seine Mutter) im Rahmen des Geschehens, er ist als Reaktion zum Bedroher in der Phantasie geworden. Dies wurde gedanklich entsprechend auch schon das Alter Ego Goethes, Mephisto, in der Hexenküche, indem er der Hexe androht:

[…] so schlag ich zu,

Zerschmettre dich […] (2483 f.)

Oben ist beschrieben, dass die Hexe in den Kreis wunderbare Sachen hineinstellt und „indessen fangen die Gläser an zu klingen, der Kessel zu tönen, und machen Musik“. Dies kann gedeutet werden als der auftretende Wunsch des kleinen sich in schwerer Gefahr befindlichen Goethes, alles möge ungeschehen sein und das Geschirr damit auch wieder heil. Nur heile Gläser können klingen. Wir werden sehen, dass dieses Phänomen im dritten Akt des FAUST2, dem oft sogenannten „Helena Akt“ eine wichtige Rolle spielt (s.u.).

Wie allein schon aus „Dichtung und Wahrheit“ und dem FAUST hervorgeht, erlitt GOETHE einige schwere Traumen in seiner Kindheit. Als deren Folge litt Goethe unter Ängsten und Depressionen bis hin zur Suizidalität (siehe Faust, den Protagonisten Goethes, der im Wesentlichen im Verbund mit Mephisto psychisch den Dichter Goethe repräsentiert). Die übergroße Verehrung und Glorifizierung des Dichters Goethe hindert uns oft den Menschen Goethe und seine Leiden und Bedürfnisse zu erkennen und damit auch den Inhalt der FAUSTDICHTUNG. Goethe versuchte durch Erinnern, herauszufinden warum er oft unglücklich, ängstlich und depressiv wurde. Dieses zu erinnern, beschäftigte ihn lebenslang. Goethe beschäftigte sich oft intensiv mit seiner Kindheit und seinen Träumen. Er hat sich lebenslang mit seinen Erinnerungen an seine Kindheit beschäftigt, sich um genaue eigene


[17] Anm. Verf.: hier in „Faust 2“ Angreiferin.