vertritt die Ansicht: „In einer idealen Aufführung müßten Faust und Mephisto von eineiigen Zwillingen verkörpert werden“ (Auden, 1963, S. 116; Dettmering, 1996, S. 162).
Versucht man einen psychobiologischen oder auch bioanalytischen Ansatz für die Thematik Wiederholungszwang und Persönlichkeitsspaltung zu entwickeln, so kommt man ohne Hypothesen, Spekulieren und Phantasieren, wie J. Willner (2020, S. 895) Freud zitiert, nicht weiter: „Ohne metapsychologisches Spekulieren und Theoretisieren = beinahe hätte ich gesagt: Phantasieren = kommt man hier keinen Schritt weiter“ (Freud, S., SE 23, 1937c, S. 225) .
Goethes Kindheitserinnerungen in DuW und „Faust“ sowie deren dichterische Ausgestaltung im „Faust 1“ und „Faust 2“ sind eventuell, unter Hinzuziehung von Patientenschilderungen (s.unten), eine mögliche Quelle für metapsychologisches und bioanalytisches Spekulieren und Theoretisieren (Phantasieren).
In „Jenseits des Lustprinzips“ gibt es zentrale Begriffe wie „Schrecken“, „Trauma“, „Wiederholungszwang“ und „Todestrieb“, des Weiteren eine Reihe von biologischen Begriffen wie „Embryologie“, „Ektoderm“, „Hirnrinde“ (S. 25), auch den Begriff „Zelle“ (S. 66). Freud stellt fest (S. 9 u. 10): „[…] an der […] traumatischen Neurose heben sich […] hervor […], dass das Hauptgewicht der Verursachung auf das Moment der Überraschung, auf den Schreck, zu fallen schien, […]; Schreck […] benennt den Zustand, in den man gerät, wenn man in Gefahr kommt, ohne auf sie vorbereitet zu sein, betont das Moment der Überraschung. […]; an der Angst ist etwas, was gegen den Schreck und also auch gegen die Schreckneurose schützt“.
In der Hexenküche (unter Einbeziehung des Geschehens „Lumpenhund“ im ersten Akt von „Faust 2“) kam es unerwartet zu Schrecken, Trauma, Identifizierung mit der Aggressorin, der Mutterimago Hexe (s.o. Faust-Spiegel-Phänomen), dann und dabei (Zoilo-Thersites) zur Regression auf Zellebene, psychischen Zellteilung/Zwilling, entstehenden Persönlichkeitsspaltung/Dissoziation, eventuell im Sinne eines Container-Modells. Entsteht so Mephisto? Zu dieser Hypothese könnte man sicherlich ohne Goethes geniale Dichtkunst nicht so einfach gelangen. Diese Hypothese ist, wenn auch nichts davon beweisbar ist, so doch wohl für eine psychoanalytische Arbeitshypothese brauchbar.
Entsprechend versuchte schon Vera L. C. Lamanno‐Adamo (2017; Abstract.) Bions Container-Modell zu erweitern und als Instrument zur Untersuchung von psychischen Störungen im analytischen Kontext zu nutzen . In ihrer Arbeit illustriert sie einen hypothetischen, nachgiebigen Container mit klinischem Material, um eine psychische Struktur zu beschreiben, die nur Angenehmes enthält, nur das, was keinen Konflikt oder