können wir deuten als symbolisch ersatzweise kleine Flämmchen, Funken (deutsches Sprichwort: … dass die Funken fliegen (Funkenwürmer 3903)) und damit als Hinweise auf die Feuerpein, die die Hexe in der Hexenküche verteilt. Sie spritzt Flammen nach Faust, Mephisto und den Tieren, wie die Regieanweisung nach Vers 2474 zeigt, dass sie also den kleinen Goethe verprügelt. Weiteres ist zunächst nicht zu finden. Diese Hinweise sind aber schon als Wiederholung des Geschehens in der Hexenküche gut deutbar.
In der Walpurgisnacht finden sich auch viele wichtige Ereignisse aus Goethes Leben wieder, auch eine Totgeburt in Vers 3977, sowohl aus der Kindheit als auch aus seinem Erwachsenenleben bis zur Niederschrift der Walpurgisnacht. Wir können etwa in den Figuren: Minister, Parvenü, Autor, General Goethe in Funktionen, die er hatte, wiedererkennen. Er war zwar nie General, befand sich aber oft auf einem Generalshügel (Feldherrnhügel) mit seinem Herzog zusammen. Es ist für das Verständnis der Faust-Dichtung wichtig, dass wir gut über Goethes Kindheit, Jugend und weiteres Leben informiert sind. Auf sein Leben gibt Goethe im gesamten „Faust“ zahlreiche Anspielungen, die die Kenntnis von „Dichtung und Wahrheit“ oder auch „Wilhelm Meister“ erfordern.
In den Szenen Walpurgisnacht und Walpurgisnachtstraum finden sich wichtige Erlebnisse Goethes, die er mit der List und Tücke eines Reineke Fuchs versteckt hat (ausführlich in Tiedemann, 2010, S. 2, Anm. 6; u. unten hier):
1. Gretchen und wohl auch kurz (assoziativ) seine Verlobte Lili Schönemann: „Lili-[th]“ (etwa 4119) und seine Flucht vor ihr (Tiedemann, 1995, S. 184 f.; 2010, S. 4–7).
2. Goethe kamen vermutlich bei Besteigung des Blocksbergs im Harz, der damals als unheimlich galt, Erinnerungen an seine Kindheit. Goethe schlich z. B. mit seinen Geschwistern nachts häufig vom Kinderzimmer durch das Treppenhaus zum Schlafzimmer seiner Eltern, wo sie lieber sein wollten. Zum einen hatten sie Angst im Kinderzimmer, zum anderen fürchteten sie sich während des Schleichens, dass der Vater sie oben erwartete und sie im umgewandten Schlafrock erschreckte und ihnen so noch mehr Angst, Todesangst machte, berichtet Goethe in DuW S.18f (Trauma-C). Der Vater empfand die nächtlichen Besuche offenbar als störend. Das nächtliche Schleichen der Kinder im Hirschgraben 23 etwa ist vermutlich mit den Angaben „STIMMEN“ (nach 3985 ff.) und „CHÖRE“ (3990), „Halbes Chor“ (nach 3977) und „HALBHEXE“ (vor 4004) in die Walpurgisnacht eingebaut, in der der Leser vom „IRRLICHT“ (3878 f.) geführt wird [26] (insbesondere Tiedemann, 2010, S. 7–11).
[26] Tiedemann, 2010, S. 7–11: Versuchsweise könnten wir uns Goethe als Kind, in Begleitung oder im Gefolge seiner Geschwister, unter denen auch drei kleine Mädchen waren, also weibliche Wesen, noch nicht